Wie ich in dem Beitrag „Was ist gesundes Essen“ schon geschrieben habe, gibt es viele Ernährungsformen und damit genau so viele Ideologien. Mittlerweile nehmen sie bei manchen Zeitgenossen religiöse Ausmaße an. Warum?
Die meisten Menschen sind von dem überzeugt was sie tun. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Im Bereich Ernährung haben einige Leute für sich herausgefunden, was sie am liebsten essen oder was ihnen am besten bekommt. Oder es ist ihnen wichtig keine Tiere zu essen. Sie haben also Gründe weshalb sie sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren. Sehr gut! Und die anderen?
Wir dürfen uns immer mal wieder daran erinnern, dass wir Individuen sind. Das bedeutet nichts anderes als dass wir verschiedene Vorlieben und Abneigungen haben. Nicht jeder ist Fan von Ed Sheeran oder Lady Gaga. Und jede/jeder hat auch andere Vorstellungen von einer hübschen Frau bzw. einem hübschen Mann. Deshalb wird auch wohl jedes Jahr eine andere Person zur Miss oder zum Mister Universum gekürt.
Warum sollten dann alles Menschen das gleiche essen und trinken? Auch die Medizin weiß schon sehr lange, dass manche Menschen bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen und mit Krankheit reagieren.
Trotzdem gibt es zigtausende Bücher und Zeitschriften in denen eine ideale Ernährung gepriesen wird. Die Asiaten sind so gesund, weil sie viel Gemüse aus dem Wok zubereiten, die Menschen im Mittelmeerraum nehmen viel kalt gepresstes Olivenöl, andere essen nur Rohkost, weil das die ursprünglichste Form der menschlichen Nahrungsaufnahme ist, usw.
Alles hat seine Berechtigung und zwar für die Menschen die ihr „Ding“ gefunden haben.
Im Beitrag „Was ist gesundes Essen“ hatte ich erwähnt, dass ich in den 1980er Jahren Vollwerternährung ausprobiert habe. Vieles hat mir nicht geschmeckt und somit habe ich es sein lassen.
Essen ist für mich ein zentrales menschliches Bedürfnis. Da ich in Deutschland lebe habe ich das Privileg mir jeden Tag aussuchen zu können was ich essen will (der finanzielle Rahmen ist natürlich zu berücksichtigen). Ich habe damit die Möglichkeit, die Lebensmittel zu essen bzw. sie so zuzubereiten, dass sie mir schmecken. Und genau dies ist für mich auch das Wichtigste an meinem Essen. D.h. ich esse bestimmte Lebensmittel nicht, wenn sie mir nicht schmecken – auch wenn sie noch so gesund sein mögen (z.B. Vollkornnudeln). Inzwischen habe ich so viel Kocherfahrung, dass ich sehr viele „gesunde Dinge“ sehr lecker zubereiten kann. Ich habe im Laufe meines Lebens eine Definition gefunden welches Essen für mich gesund und lecker ist. Diese passe ich immer wieder an die Veränderungen der körperlichen Bedürfnisse an. Für mich ist es logisch mit 50 nicht mehr die gleichen Portionen zu verdrücken als noch mit Mitte 20.
Ich picke mir von verschiedenen Ernährungsformen Dinge für mich heraus, probiere sie, und falls sie mir schmecken bzw. gut tun, werden sie in meinen Speiseplan integriert. Dabei bin ich immer offen für Neues.
Ich sehe die Sache so: Es ist meine Aufgabe heraus zu finden, womit ich meinen Körper so nähre, dass er voll Energie ist. Das ist ein flexibler Prozess der mit dem Erwachsen werden beginnt und nie wirklich endet. Dazu gehört auch, dass ich ab und zu Dinge esse, von denen ich weiß, dass sie meiner Definition nicht gerecht werden. Das entscheide ich so und übernehme dann auch dafür die Verantwortung. Fall sich mein Magen dann nachts meldet, weiß ich warum…
Ich kann nur Jeden dazu ermuntern, seinen eigenen Weg der Ernährung zu finden. Das geht nur über ausprobieren, schmecken und zu fühlen wie der Körper reagiert.