Alles so schön bunt hier

Ich wuchs mit der bunten Gummibärchenwelt auf und war als Kind davon fasziniert.
Mit Lebensmittelfarben lassen sich z.B. tolle Torten kreieren. Du kannst dir im Internet anschauen welche Ideen manche Menschen verwirklichen. Die Motive und Farbenvielfalt sind fast grenzenlos. Soweit – so gut.  

Die Stiftung Warentest ist mit anderen Verbraucherschutzorganisationen beim Thema Farbstoffe nicht ganz so euphorisch. Hier wird darauf verwiesen, dass manche Farbstoffe trotz strenger Kontrollen problematisch sind. So gibt es den Verdacht, dass sie bei Kindern zu Hyperaktivität führen, Allergien auslösen und Krebs verursachen können.

Letztlich gelten die Stoffe bei den Kontrollbehörden solange als unbedenklich, bis Studien das Gegenteil beweisen können. Weshalb werden die Farbstoffe massenhaft verwendet? Die Erklärung liefert eine Information der Website „chemie.de“. Diese schreibt in der Rubrik Lexikon Lebensmittelfarbstoff: 

„Lebensmittelfarbstoffe sind Lebensmittelzusatzstoffe, die dazu dienen, Lebensmittel besser aussehen zu lassen und die Farberwartungen der Verbraucher zu befriedigen. Sie dienen auch dem Ausgleich von verarbeitungsbedingten Farbverlusten und können daher unter Umständen eine bessere Qualität vortäuschen.“

Das liest sich beim Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) etwas anders: 

Zusatzstoffe dürfen den Verbraucher nicht täuschen. Mangelhafte Qualität(en) auch der Rohstoffe dürfen durch sie nicht vertuscht werden. Hier scheint die Ursache für die Vielfalt unserer Zusatzstoffe zu liegen:

Die Nahrungsmittelindustrie nutzt eben sehr gerne diese Stoffe um ihre Produkte qualitativ höherwertiger erscheinen zu lassen als sie es tatsächlich sind. 

Beim Thema Aromen und Geschmacksverstärker ist die Situation nicht anders. Weshalb muss ein Hersteller diese Stoffe in seine Produkte mischen?

Eine nachvollziehbare Erklärung ist in der Haltbarkeit der Ware. Je länger bestimmte Produkte aufbewahrt werden sollen, desto mehr Aroma können sie verlieren. Dann schmeckt z.B. das Aprikosen-Joghurt nur noch wenig nach Aprikose. Im Fall der Aprikose (wie fast bei jeder Frucht) kommt dazu, dass sie im Kühlschrank sowieso an Aroma verliert. Aber da der Joghurt wiederum kühl gelagert werden muss, bedient sich die Industrie eben der Hilfsmittel.

Das hat für uns Verbraucher jedoch stärkere Konsequenzen als wir vielleicht vermuten.

Durch die Aromen und Geschmacksverstärker werden intensivere Aromen erzeugt als wir im ursprünglichen natürlichen Produkt je schmecken würden. Dies führt dazu, dass unsere Sinne immer mehr auf den intensiveren Geschmack des industriell hergestellten Produkts geschult sind. Und somit den künstlichen Geschmack als den Natürlichen wahrnehmen.

Die Industrie hat in den letzten 70 Jahren mit ihren Waren diese Entwicklung stark vorangetrieben. In vielen Tests, bei denen Menschen Speisen oder Getränke probiert haben, konnte die natürlichen Aromen oft nicht mehr erkannt werden. Es wurden vielmehr industrielle Waren als aromatischer beschrieben und mit den natürlichen Lebensmitteln verwechselt. Ich denke, dass die meisten Menschen die in den letzten 50 Jahren in einer Industrienation aufgewachsen sind, Probleme haben werden solche Unterschiede zu schmecken. Eben weil die Nahrungsmittelindustrie uns mit ihren Aromen bereits gut manipuliert hat – mich eingeschlossen.

Weshalb werden diese Zusatzstoffe dann verwendet?

Die Erklärung stammt vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Zusatzstoffe werden zugesetzt, um im Lebensmittel bestimmte technologische Wirkungen zu erzielen. Das kann ein Verbessern der Backfähigkeit sein, ein Verbessern von Farbe, Aroma oder Streichfähigkeit, das Andicken oder aber eine längere Haltbarkeit des Lebensmittels.

Zusatzstoffe müssen technologisch notwendig sein. Das gilt zum Beispiel, wenn mit dem Zusatzstoff eine gleichbleibende Qualität erzielt wird.

Die Nahrungsmittelindustrie nutzt diese Regelung geschickt aus um ihre Gewinne zu maximieren. Denn sie erhält somit die Möglichkeit minderwertige Zutaten hochwertig aussehen und schmecken zu lassen (z.B. in einer Tomatensuppe die noch nie eine Tomate gesehen hat). In diesem Zusammenhang verweise ich nochmals gerne auf die Beiträge von Sebastian Lege im Fernsehen oder auf youtube: „Die Tricks der Lebensmittelindustrie“

Hier kannst du die Kreativität der Produktentwickler in der Industrie bestaunen!

Auch die Stiftung Warentest und andere Einrichtungen wie z.B. Ökotest, utopia.de und zusatzstoffe-online.de zeigen auf, dass die bunte Welt der Lebensmittelfarben und der Aromen eben doch nicht so heil ist, wie wir gerne glauben möchten.

Ich hatte immerhin noch das Glück die natürlichen Aromen von Obst und Gemüse aus eigenem Garten kennen und schätzen zu lernen. Aber auch ich mochte gerne die künstlichen Aromen von Limonaden und von ein paar anderen Lebensmitteln. 

Wie bereits erwähnt, schmecken viele industrielle Nahrungsmittel dank der Zusätze sehr intensiv. Die meisten Menschen wuchsen mit dieser Nahrung auf und sind sie gewohnt. Das birgt die Gefahr, dass die Industrie mir irgendwann „alles“ verkaufen kann. D.h. ich werde Erzeugnisse kaufen können, die nur das Aroma von Früchten, Schokolade, Käse, Gemüse, Fleisch usw. haben, aber sonst besteht fast keine Gemeinsamkeit mehr mit dem Naturprodukt.

Daraus ergeben sich für mich folgende Fragen:  

  • Je weniger ich natürliche Aromen, natürliche Süße und Farbe kenne, sondern nur noch die Künstlichen, brauche ich dann noch die natürlichen Produkte?

  • Will ich mich überhaupt so stark an künstliche Aromen gewöhnen und irgendwann nur noch minderwertige Nahrungsmittel haben, die „super“ schmecken, meinem Körper aber mehr schaden als nützen?

  •  Nein, das will ich nicht! Stand der Infos: Januar 2020

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