Aromen und Düfte prägen unser Leben! So erkennen neugeborene Babys ihre Mutter am Geruch, bevor sie in der Lage sind, sie über ihr Gesicht zu identifizieren.
Das liegt vor allem an unserer Gehirnfunktion. Während alles was wir sehen und hören erst verarbeitet werden muss, wirken die Düfte unmittelbar auf das Gehirn. So werden Bindungen an vertraute Personen und Orte vor allem über den Geruchssinn aufgebaut. Erwachsene entscheiden über die Zuneigung zu einem anderen Menschen oft danach ob wir den Anderen riechen können oder nicht.
Wir erinnern uns intensiv an Erlebnisse samt dazu gehöriger Gefühle aus unserer Vergangenheit, wenn wir bestimmte Gerüche aufnehmen. Jeder Duft erzählt seine Geschichte: bei Kaffee und frische Brötchen denken wir an den Frühstückstisch bei unseren Eltern, ein bestimmtes Parfüm erinnert an die erste große Liebe, oder ein Strauß Flieder an die Tage im Garten bei der Oma.
Ich erinnere mich z. B. sehr gerne an die Aromen aus der Küche meiner Mutter und meinen Omas: an Zwiebelkuchen, Sauerbraten mit Kartoffelknödel, gegrilltes Hähnchen, Rotkraut und natürlich die selbst gebackenen Plätzchen aus der Adventszeit, oder die selbst gekochte Marmelade im Sommer.
Es gab vor einigen Jahren ein Experiment mit Erdbeeren: Fünfjährige Kinder sollten ein Joghurt mit frischen Erdbeeren und ein anderes Joghurt mit industriellem Erdbeeraroma testen. Viele bevorzugten das Joghurt mit künstlichem Erdbeeraroma. Die Wissenschaftler erklärten dies damit, dass Kinder intensive Geschmäcker lieben, aber auch immer weniger frisches Obst essen und damit das natürliche Fruchtaroma nicht kennen. Ich sehe das anders. Ja, Kinder lieben intensive Geschmäcker und essen zunächst das was sie von ihren Eltern kennen gelernt haben.
Kinder bevorzugen grundsätzlich Süßes und Fettiges. Das ist bedingt durch das Fruchtwasser und die Muttermilch. Beides schmeckt leicht süß und die Milch ist fettig. Die Muttermilch ist die (Über-)Lebensgrundlage des Säuglings und legt eine Geschmacksrichtung fest, die der Organismus genetisch als lebensnotwendig abspeichert.
Daher essen Kinder anfangs oft Gemüse nicht gerne. Sie müssen sich an die neuen Geschmacksrichtungen erst gewöhnen. Sauer und bitter wird hauptsächlich abgelehnt, weil es ein Zeichen von unreifen oder verdorbenen Lebensmitteln sein kann (Biologisches Steuerungsprogramm des Organismus).
Kinder werden schon im Mutterleib von den Ernährungsgewohnheiten und Geschmacksvorlieben ihrer Mutter beeinflusst. Dieser Einfluss ist durch das gemeinsame Essen von Eltern und Kinder im Verlauf ihres heran wachsen enorm.
Das Wissen um die Macht der Düfte und Aromen hat natürlich auch die Industrie schon lange erkannt und nutzt dies gewaltig, v.a. über die künstlichen Aromen in unserer Ernährung. Bereits im Babyalter lernen wir die Geschmacksstoffe der Industrienahrung kennen. Wir kennen alle die Werbeversprechen der Konzerne von der gesunden Kost aus dem Glas und dem Babybrei aus der Packung.
Im Oktober 2019 war in der Börsen-Zeitschrift Effecten-Spiegel ein Artikel über Aromastoff-Hersteller und ihre glänzenden Zukunftsaussichten zu lesen. Hier wurde auch auf die vegane Ernährung eingegangen. Viele der „Neu-Veganer“ möchten gerne weiterhin ihren Fleisch- und Wurstgeschmack genießen – aber eben auf pflanzlicher Basis. Und dies funktioniert eben fast ausschließlich über künstlich produzierte Aromen.
Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt die Vielfalt der Fertignahrung zu. Und immer mit viel Unterstützung der künstlichen Aromen. Warum ist das so? Geht es denn nicht auch mit natürlichen Aromastoffen?
Natürlich ginge das, nur nicht so billig wie mit Künstlichen. Wobei das deutsche Lebensmittelrecht hier die kreative Sprache der Hersteller zulässt. So dürfen Aromastoffe die von pflanzlichen Stoffen gewonnen werden als „natürlich“ bezeichnet werden. Damit kann ein Erdbeerjoghurt nach natürlichem Erdbeer-Aroma schmecken obwohl darin keine Früchte enthalten sind. (mehr dazu im Beitrag Fertiggerichte)
Wieviel Natur steckt denn noch im Kaffee?
Letztlich dienen sämtliche industriell hergestellte Aromen dazu die Menschen so lange wie möglich von den natürlichen Produkten fern zu halten. So ist der Grundstein gelegt, später den natürlichen Geschmack des Originals als minderwertig zu empfinden und im Vergleich dazu den industriell erzeugten zu bevorzugen. Damit schafft es die Industrie spielend, ihre oft minderwertigen Inhalte mit intensiven Aromen getarnt, den Kunden als wohlschmeckendes Produkt zu verkaufen.