Mindest haltbar heißt nicht wegwerfen

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) muss nach EU-Verordnungen auf fast jedem verpackten Nahrungsmittel aufgedruckt sein: „mindestens haltbar bis“

Damit wird ausgesagt, dass dieses Produkt bis zu dem genannten Datum seine spezifischen Merkmale wie Geruch, Geschmack und Nährstoffgehalt bewahrt. Voraussetzung hierfür ist, dass es nicht geöffnet und richtig gelagert wurde. Auch diese Angaben sind meist auf der Verpackung enthalten.

Im Prinzip ist es eine Art Garantie des Herstellers, dass seine Produkte bis zum MHD beste Qualität besitzen. Damit ist die Ware aber nicht am Folgetag sofort vollkommen ungenießbar oder gar gefährlich für die Gesundheit. Die Lebensmittel dürfen sogar noch nach dem erreichten MHD verkauft werden. 

Allerdings habe ich den Eindruck, dass die meisten Menschen davon noch nie etwas gehört oder gelesen haben. Jedenfalls entsteht eine Art Panik wenn ein Nahrungsmittel gegessen werden soll welches am selben Tag sein MHD erreicht hat. Viele sagen: Das ist nicht mehr gut und muss weg.  

Auf diese Weise werfen wir ca. 80 kg Lebensmittel im Jahr PRO PERSON weg. Und das nur, weil die meisten Menschen nicht gelernt haben ihrem Geruchs- und Geschmackssinn zu vertrauen. Es könnte aber auch eine gezielt suggerierte Falschinformation über viele Jahre sein. Denn so werden lieber neue Produkte gekauft und der Umsatz der Hersteller steigt…

Viele Menschen sind einfach verunsichert. Das mag bestimmt auch daran liegen, dass die wenigsten mit Lebensmitteln ohne Verpackung in Berührung kommen. In meiner Jugend in den 80ern wussten noch mehr Menschen wo Lebensmittel herkommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden – Thema Landwirtschaft. In jedem Dorf gab es einige Landwirte, die Ackerbau betrieben oder eine Viehzucht hatten. Zu dieser Zeit gab es auch noch mehr Fachgeschäfte im Einzelhandel wie Bäcker, Metzger, Obst- und Gemüseläden usw.  

Inzwischen sind sowohl viele landwirtschaftliche Betriebe verschwunden und auch immer mehr Bäcker und Metzger schließen. Am Ende bleiben nur noch die Nahrungsmittel in einer Verpackung im Supermarkt. Das Fleisch kommt aus großen Fabriken und die Backwaren als rohe Teigstücke schon aus China.  

Wie viele junge Menschen gibt es, denen wirklich klar ist, dass für ihren Burger oder das Schnitzel Tiere geschlachtet werden müssen? Oder unter welchem Aufwand ein Landwirt sein Getreide oder Gemüse anbauen muss? Vom Wetter abhängig zu sein und jedes Jahr auf eine gute Ernte hoffen, weil er damit seinen Betrieb mit den teuren Landmaschinen finanzieren und seine Familie ernähren muss. Im sterilen Supermarkt sehe ich nur die Verpackungen mit Bildern von glücklichen Menschen und Tieren. Die Realität dahinter sieht aber oft anders aus.

Meine Eltern hatten einen Obst- und Gemüsegarten, der bearbeitet und gepflegt werden musste, damit wir auch etwas ernten konnten. Meine Oma zog regelmäßig ein Schwein auf, welches dann geschlachtet wurde. Ich war bei mehreren Schlachtungen dabei und habe erlebt ,wie das passiert und wie das Tier danach zu Fleisch und Wurst „verarbeitet“ wurde. Heute sind die Methoden der Tierhaltung und auch der Schlachtung schlimmer geworden. Das ist auch ein wichtiger Grund weshalb ich mich überwiegend vegetarisch ernähre.  

Es ist interessant zu erleben wie viele Menschen für ihr Haustier alles tun, aber gleichzeitig jede Menge Fleisch und Wurst konsumieren von Tieren die unter übelsten Bedingungen gehalten werden und nach einer ziemlich kurzen Lebensdauer geschlachtet werden. Aus diesen Gründen finde ich es sehr wichtig, die Qualität von Lebensmitteln beurteilen zu können, nachdem das MHD erreicht ist.